Zeitensprung

Claus Czycholl

Silk Road oder das Märchen von Tausendundeiner Nacht? Auf den Spuren der zentral asiatischen Karawanenwege in Usbekistan. Heute Trampelpfad der Globalisierung! - Der Mythos ist aber geblieben!

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Ich musste lange überlegen als ich die Erlebnisse „Silk Road 2012“ gedanklich zusammenfassen wollte. War es ein Traum oder doch gelebte Realität was ich zu sehen bekam? Noch ist das neue Usbekistan gerade mal 20 Jahre alt und auf der Suche nach sich selbst, nicht Moscheen, Medresen, Minaretten, Mausoleum und religiösen Bauten verleihen der Seidenstraße ihren wahren Glanz, sondern die Menschen die hier leben.Silkroad - cCzycholl

Meine Rückschau:
Zehn 1200km RM Brevets und über 25 mal Super Randonneur und diverse 1000km Brevets, die ich in verschiedenen Ländern gefahren bin in den vergangenen 20 Jahren geben mir solide Vergleichsmöglichkeiten. Der „Silk Road 1200 Brevet“ ist wohl eine für mich der bemerkenswertesten, nachhaltigsten, aufregendsten und spannendsten Radabenteuer (Brevet) gewesen, das ich erlebt habe. Nicht weil es so weit weg liegt von Hamburg und so exotisch klingt, nein, sondern weil die Menschen an der Seidenstraße von einer ungewöhnlichen Freundlichkeit und Offenheit Fremden gegenüber sind, wie ich es so nicht erwartet habe. Auch habe ich nicht erwartet und nicht genau gewusst, dass die Seidenstraße so was wie ein Transit System ist. Ich glaubte noch, es sei ein schmaler Weg vorwiegend aus Schotter und ein bisschen Asphalt mit und ohne Esel und Kamelen. Die Seidenstraße ist teilweise sehr breit und erstreckt sich über ca. 10 000km und ist die älteste Handelsroute der Welt die sich durch ganz Asien erstreckt. Hier trafen und treffen sich Menschen verschiedener Kulturen um Handel zu treiben Waren, Gedanken und Wissen austauschten, und wo sich Tradition und Moderne seit über 2700 Jahre ständig begegnen – alles liegt hier so dicht beieinander. Das prägt die Region und die Menschen auch in Usbekistan und im Herzen Zentralasiens. Es erinnerte mich auch irgendwie an Hamburg mit seinem ca. 1000 Jahre alten Seehafen und mit seinen weltweiten Verbindungen und seiner Offenheit Fremden gegenüber. Außerhalb der Städte Tashkent, Samarkand oder Buchara die wir durchfuhren, in der Wüste z. B. ist die alte Seidenstraßentradition spürbarer und in ihrer lebendigen, traditionellen Lebensweise nochzu erleben. Diese Städte sind jede für sich genommen einzigartig und sehr unterschiedlich. Eine Reise wert sind sie alleine wegen ihrer nahezu 3000 Jahre alten, wechselhaften Geschichte, die auf Schritt und Tritt nachvollziehbar ist. Jeder, der eine Vorstellung von Tausendundeiner Nacht hat (hatte), kann sie hier tatsächlich noch nachspüren. Schon am zweiten Tage sind wir spontan zu einer usbekischen Hochzeitsfeier eingeladen worden, die neben Bauchtanz, Wodka üppigem Essen beeindruckte, vor allem die herzliche Gastfreundschaft und Spontanität. An dieser Stelle möchte ich insbesondere mal Rafhat Sulemin, Dmitriy Tarabrin, Daniil, Maxim, Shamil erwähnen und den vielen Helfern der Randonneurs Usbekistan beglückwünschen für die Premiere „Silk Road 1200km“ 2o12. Was ihr organisiert habt war eine große Leistung und Gastfreundschaft pur. Ich glaube, der „Silk Road Super Brevet“ wird in Zukunft einen festen Platz in dem Kalender der Randonneurs Mondiaux RM 1200km+ einnehmen. Die Organisatoren sind voller Tatendrang und von dem notwenigen Spirit beseelt, der nötig ist, um den Randonneur -Gedanken in Usbekistan zu befördern. Bonne Courage möchte man sagen! Jeder Besuch eines Randonneurs in Usbekistan stärkt das Engagement der sympathischen und offenen Brevet Crew- die sich auch gegenüber Anregungen und Kritik empfänglich und offen zeigen. Die Bedingungen sind anders und vielleicht auch schwieriger als in Mittel-und Westeuropa so einen Brevet zu organisieren, umso mehr gilt der Respekt für die Herausforderungen an die Organisation und auch für die Randonneure.

Mein Fazit:
Dieses Brevet ist sehr speziell gewesen und nicht leicht zu organisieren und vor allem auch nicht leicht zu befahren. Denn die Seidenstraße, so wie sie sich mir als Randonneur dargestellt hat, hat ihren besonderen Charme und auch ihren sehr eigenen Charakter und hebt sich von manch anderem doch sehr ab, das ist so und muss hier nicht weiter erklärt werden, man muss (sollte) es selbst er-leben oder besser er-fahren, dann weiß man was ich meine.

Ein Wort noch zum Material des Fahrrades: Es ist nicht verkehrt, wenn man sich Bilder und Berichte von den Anfängen der Audax Randonneur Zeit mal anschaut, um gerüstet zu sein. Zu leichtes Material, und zu dünne Reifen braucht man hier nicht, eher eine solide und auf allen Straßen der Welt bewährte Randonneur- Ausrüstung. Mein Stahlrahmen – 28 Jahre alt – war genau der richtige. Die Lichtfrage ist noch bedeutsamer als bei Paris-Brest-Paris, weil es deutlich länger dunkel ist und Streulicht aus weit auseinander gezogenen und sparsam beleuchten Städten /Dörfern kaum Orientierung gibt. Das ist ein Aspekt des besonderen Charakters und natürlich auch der Zustand des Straßenbelages-er ist etwas anders als in heimischer Umgebung. Darauf sollte man sich einstellen. Wegen eines unbedachten Autofahrers, der mich im zweiten Drittel der Strecke vom Rad holte, konnte ich nicht zu Ende fahren. Dieses fordert mich zusätzlich heraus, noch einmal zurück zu kommen und mich mit Rafhat, Dimitry und den anderen erneut auf den Mythos Seidenstraße zu begeben. Darauf freue ich mich schon, denn stark sind Eindrücke , Erlebnisse und die Solidarität der usbekischen Freunde gewesen. Ich habe viele neue Randonnere- hinzugewonnen in Usbekistan.

Bonne Route und alles Gute wünscht euch für 2013
Claus Czycholl, Hamburg -Audax Randonneurs Allemagne-